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Sonntag, 11. Dezember 2011

Spiel 12: Würzburg vs. Bamberg

Das große Frankenderby ist vorbei, auf das sich, wie auch ich, die Fans der Würzburg Baskets seit Wochen gefreut haben. Leider ist unsere Serie von 31 Heimsiegen in Folge gerissen. Mit 59:75 hat der amtierende Deutsche Doublesieger uns gezeigt, wo der Hammer hängt. Auch wenn das Ergebnis nicht den Spielverlauf genügt, muss man zugeben, dass Bamberg schon eine andere Kragenweite hat.
Nach der einzigen Führung (3:2), zogen die Brösels erst mal davon, bevor die Baskets sich tapfer zurückkämpften. Schließlich stand es zur Halbzeit 31:39 und Basketballexperte Matthias G. meinte zu mir "Da geht noch was!" Zu Anfang des dritten Viertels sollte er Recht behalten, Würzburg startete mit einem Run und schaffte fast den Ausgleich. Dann jedoch zog Bamberg wieder an und baute sich ein komfortables Polster auf. Das hielten Sie auch bis zum Schluss aufrecht, wenngleich es auch im Schlussabschnitt noch mal ein Aufbäumen der Würzburger gab, das jedoch abgewehrt wurde.
Woran lag es?
Im Gegensatz zu uns gibt es bei Bamberg Spieler wie Gavel oder Jacobsen, die halt einfach zuverlässig treffen. Defensiv konnte Würzburg lange Zeit gut mithalten, vor allem über die niedrige Foulbelastung von Boone war ich zur Halbzeit verblüfft. Slaughter und Suput waren beide keine großen Faktoren in der Offense, nur Tucker hat gut gepunktet und Pleiß konnte ein paar Mal seine Körperlänge gut einsetzen.
Der gute Tibor hätte heute vor dem Spiel mal wieder ein bisschen Wasser trinken sollen (siehe Interview auf sport1.de), im Angriff hat ihn Boone nach Belieben herumgeschoben. Junge, wenn Du in die NBA willst, geh in den Kraftraum!
Auf die Penetration unserer vielen kleinen Guards hatten sich die Oberfranken nach der Halbzeit gut eingestellt, so dass das als Waffe quasi wegfiel. Und von drausen hagelte es eine Fahrkarte nach der anderen. Nur einer von 16 Dreiern fiel in den Bamberger Korb, es gab aber auch nicht wirklich viele frei Wurfmöglichkeiten. Und dann die Freiwürfe! Zwölf von 24 vergeben, alleine Frazier traf nur 4 von 10. Eine miese Ausbeute, wenn man bedenkt, wie schonungslos der kleine Kerl  oft zum Korb zog um dort unsanft abgeräumt zu werden. Dann muss man wenigstens die Freiwürfe machen. Scheint mir eine Göttinger Krankheit zu sein, drei der vier Ex-Niedersachsen treffen keine 62%.
Und überhaupt. In den letzten Spielen kam es mir so vor, als lässt JP fast nur noch seine vier Guards und Boone spielen, der Rest des Teams kommt nur dann zum Einsatz, wenn einer wirklich mal verschnaufen muss oder in Foultrouble ist. Finde ich etwas unkreativ. Auch wenn es für das aktuelle Saisonziel langt, ich kann mir nicht vorstellen, dass man auf lange Sicht sehr erfolgreich ist, mit dieser Spielweise bzw. mit so einer Mannschaftszusammensetzung. Das soll kein Vorwurf sein, denn ursprünglich war mit Gilbert Brown ja ein athletischer Scorer auf der 3 verpflichtet worden. Und kurzfristig adäquaten Ersatz bzw. eine Verbesserung zu verpflichten ist bestimmt schwierig.
Einen zuverlässigen Go-To-Guy, das wäre halt schön, aber das trifft momentan auf keinen Würzburger zu.
Kramer war gestern auch ganz schön zurückhaltend, Jacobson am Anfang mit Mumm, hat dann aber eingesehen, dass die Würfe nicht sitzen. Harris ist leider ein Streaky Shooter, hat gestern "nur" Layups gemacht, keinen einzigen Dreier. Little und Frazier auch eher Defender als Scorer. 

Trotz alledem war es ein super Spiel, großartiger Kampf der Würzburg Baskets und tolle Unterstützung der Fans, die ganze Halle stand für 40 Minuten! 
Und gelernt habe ich auch was: In der BBL darf man Technische Fouls kriegen so viel man will, nur bei zwei Unsportlichen fliegt man raus. Tucker hat das auch erst gestern gelernt.

Nächste Woche in Hagen muss mal wieder ein Auswärtssieg her, sonst sehe ich uns auf einer längeren Abwärtsspirale, schließlich kommt Bayern und Alba demnächst vorbei.

Off the court:
- Die Lasershow war eine tolle Idee, hat die Stimmung in der Halle gleich richtig gepusht. Bis der zweite Teil der Lasershow in einen gefühlt halbstündigen Werbespot für das Reisebüro TakeOff umschlug, dazu noch sehr unpassend mit Opernmusik hinterlegt. Ich hoffe die Verantwortlichen haben das gemerkt, dass es vielleicht ein bisschen viel war, als die Zuschauer dann auch das Klatschen eingestellt haben. Kurz nach dem Basketball-relevanten Teil noch mal den Sponsor dieser Aktion genannt, das hätte echt gereicht.
- Hallensprecher: Was unser Klaus Groß sich gestern geleistet hat, geht eigentlich auf keine Kuhhaut. Normalerweise amüsiere ich mich über seine Ansagen, gestern war es nur noch peinlich. Kennt weder die eigenen Spielernamen ("Es kommt Spieler Nummer 7 (laaange Pause) ....Oliver... Clay!"<- Falsch: Die 7 ist Alex King! Später:  "Applaus für Ricky King"...gemeint war Ricky Harris) noch kann er sich an die Starting Five erinnern, die er ein paar Minuten vorher verlesen hat ( "Zum ersten Mal auf dem Feld, Chris Kramer" bei dessen Wiedereinwechslung). Bitte sofort in Rente schicken, da schämt man sich ja vor den Gästefans!
- Sehr sportlich verhielt sich Anton Gavel, als er Chester Fraziers Bein streckte, als dieser seinen Wadenkrampf hatte.
- Die Bamberger Fans waren ebenfalls sehr faire Gäste, mir sind weder unflätige Gesten noch andere negative Aktionen aufgefallen. Ein, am Schluss leider passendes, Plakat haben sie hinter sich an die Wand gehängt. Darauf waren zwei Spielkarten abgebildet, die linke mit dem Logo der Brose Baskets (die Oberkarte), die rechte mit unserem (die Unterkarte). In der Mitte stand "sticht". So wars ja dann auch: Ober(-franken) sticht Unter-(franken). Das war es dann aber auch schon mit der Kreativität, da waren die Bonner besser!
Besondere Aktionen des Würzburger Fanclubs kriegt man im D-Block ja kaum mit (optisch wie akustisch), habe was von einem Banner mit den üblichen "Bamberger Bauern" Schmähungen gehört. Nicht sehr einfallsreich. Wenn man das mal singt (auf die Melodie von Guantamera), wenn sich die Fans entsprechend aufführen, meinetwegen. Aber gleich zur Begrüßung sowas? Das zeigt eine gewisse Kleingeistigkeit, für viele Würzburger ist Bamberg das, was Schalke für den BVB ist. Ich bezweifle, dass es umgekehrt so ist. Für die Bamberger sind wir momentan eher nur ein Auswärtsgegner, zu dem man eine recht kurze Anfahrt hat. Wie hat es Olli Kahn mal ausgedrückt? "Was kümmert's die Eiche, wenn eine Sau sich an ihr reibt". Für mich sind sie erst mal Deutscher Meister, dann erst Derby-Nachbar. Wenn man so arg einen auf Derby macht, freuts die Bamberger doch nur noch mehr, wenn sie gewinnen, was gestern der Fall gewesen sein müsste.

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