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Mittwoch, 3. April 2013

Irgendwas stimmt nicht mehr...

Was mich persönlich beim letzten Spiel im Nachhinein am meisten gewundert hat, war, dass es mir fast egal war, dass gegen Frankfurt verloren wurde. Und wenn ich so überlege ist es mir auch fast egal, ob es Playoffs gibt oder nicht. Das gibt mir momentan echt zu denken, aber mittlerweile ist meine Begeisterung für den Besuch der Spiele in der s.Oliver Arena an einem komischen Punkt angelangt. Das geht sogar soweit, dass ich mich bei der unsäglichen Bonn-Pleite gefreut habe, dass die vielgelobte Stimmung endlich mal abebbt und sich die Leute zu sehr großen Teilen hinsetzten, angesichts der schwachen Darbietung. Beim Verlassen der Halle war ich sogar relativ gut gelaunt (!?). Die Baskets sowie überhaupt Profibasketball in Würzburg, das Hallenbauprojekt liegen mir nach wie vor am Herzen, aber irgendwas hat sich in dieser Saison verändert. Woran das liegt, weiss ich nicht genau, vielleicht an einigen der folgenden Punkte.

Sind es die vielen leichtfertig verlorenen Spiele in der ersten Saisonhälfte? Nur zum Teil. Ich denke dass sowohl die Unerfahrenheit von Headcoach Schröder als auch die Verletztenmisere Schuld daran trug. Aber nach der guten Rückrunde denke ich, dass der Trainer viel Erfahrung sammeln konnte und auch seine Lehren daraus gezogen hat. Insgeheim war auch meine Erwartungshaltung an den verbesserten Kader wohl höher, als ich mir eingestehen wollte, daher haben die Niederlagen gegen Bayreuth, Braunschweig, Ludwigsburg schon mehr weh getan, als z.B. gegen Oldenburg. Das sportliche Abschneiden der Baskets ist es nicht, was mir aufs Gemüt drückt, auch wenn ich der Meinung bin, mit einem erfahrerenen Coach könnten wir ums Heimrecht spielen und müssten nicht um Platz 8 zittern.

Ist es das Gesamterlebnis des Spielbesuchs, mit der discomäßigen überschalljetmäßigen, gesundheitsgefährdenden Beschallung und der ständigen Applausanimation durch die Hallensprecher? Verdammt, nicht mal ne halbe Stunde vor dem Tipoff kann ich mich auf der Tribüne mit meinem Sitznachbarn in normaler Lautstärke unterhalten, sogar beim Warmup ist die Musik volle Pulle aufgedreht, ganz zu schweigen während des Spiels. Das ist schlichtweg scheiße! Das versaut mir einen Großteil des Live-Erlebnisses, wenn man Spielzüge, Schiri-Entscheidungen, usw. in den Spielunterbrechungen vor lauter Musik/ Werbespots nicht mit seinem Begleiter diskutieren kann. Nein, im Endeffekt ist alles was man tun kann, Auspfeifen, Rumpöbeln und Brüllen; Kommunikation auf Neandertaler-Niveau.

Ist es das ständige Stehenmüssen trotz Sitzplatzdauerkarte? Ist irgendjemanden der Verantwortlichen schon mal in den Sinn gekommen, dass es Leute gibt, die ein Problem damit haben, wenn sie gewzungen sind, fast das ganze Spiel über zu stehen, weil man durch den ebenfalls stehenden Vordermann nicht durchsehen kann? Leute die etwas klein gewachsen sind, Kinder, oder welche die nicht ganz fit sind (Nein, nicht nur Ältere, auch ich hab schon mit nem verletzten Knie oder schmerzenden Rücken fast 2 Stunden dort stehen müssen). Aufstehen um dem Team in kritischen Phasen einen Push zu geben, ja gerne, hat früher auch alles so funktioniert, ohne Ansage durch einen Moderator. In den Playoffs, gegen Bamberg oder Bayern, von mir aus. Aber stehen, wenn man zweistellig führt, wozu? Es nervt mich tierisch, dass man schon vor dem Tipoff per Mikrofon befohlen kriegt, gefälligst aufzustehen um das Team anzufeuern und dass das während des Spiels ständig wiederholt wird.

Ist es das Sich-in-den-Vordergrund-spielende Getue des Hallenmoderators? Ja. Während des Spiels reichen die Ansagen des Hallensprechers zu Vorkommnissen im Spiel, das u.a. aus Bamberg abgekupferte Ansagen von erst des Vor- und dann des Nachnamens des Spielers wenn Freiwürfe getroffen werden, ist genau so sinnlos, wie das überflüssige "[Spielername] for Three" bei nem getroffenen Dreier. Das ist so uncool! Der Klatschtakt für Defense und Offense-Anfeuerung wurde normalerweise von den Trommeln des Fanclubs vorgegeben. Das langt doch vollkommen aus!

Ist es die monotone Frequenz der nervigen Klatschpappen? Ich habe zwei Hände, mit denen kann ich Geräusche erzeugen, wenn ich sie aneinander schlage. Wenn 3000 andere Leute sie auch benutzen, gibt das insgesamt eine beträchtliche Lautstärke, kennt man eigentlich von früher. Wozu also bei jedem Spiel Klatschpappen? Auch hier gilt: Bei besonderen Spielen (Derbys, Playoffs), ja, ansonsten produziert man damit doch nur wahnsinnig viel Müll und eine künstliche und austauschbare Geräuschkulisse.

Sind es die vielen Neu-Basketball"Fans", deren Unkenntnis des Sports und seiner Regeln mir das Spiel vermiesen? Dieses übertriebene Gegeifere und Gepfeife und Ausbuhen von Gegnern/ Schiedsrichtern und Einfordern von Unsportlichen Fouls, etc., nur weil mal ein Würzburger Spieler am Boden liegt oder weil nach Meinung von ein paar Heimfans natürlich der Gegner als letztes am Ball war, obwohl der Unparteiische anders entscheidet. Klar kann man als Fan mal seinen Unmut äußern, aber in letzter Zeit kommt häufig so eine Aggresivität von den Zuschauerrängen, das gab es früher einfach nicht.
Oft habe ich das Gefühl, es gibt nur ein paar hundert Zuschauer in der Halle, die so ein Spiel ein bisschen objektiv anschauen können. Der Rest sind Leute, die noch nie einen Basketball durch einen Ring befördert haben, die besser auf dem Fußballplatz, beim Boxen oder anderswo aufgehoben wäre, aber Hauptsache wir haben "Stimmung" in der Halle. Klingt ein bisschen hart und auch ziemlich arrogant, ich weiß, aber ich versuche nur gerade zu ergründen, warum ich im Hinblick auf die s.Oliver Baskets gerade doch sehr ambivalent eingestellt bin und das ist einfach mein persönlicher Eindruck.

Ich bin ja nach wie vor Fan und freue mich über sportlichen Erfolg der Baskets, aber die Spiele zu besuchen, macht mir immer weniger Spaß, und oben genannte Gründe haben dazu beigetragen, dass es so ist.
Ich war vor ein paar Wochen mal wieder bei der TGW in der Feggrube, herrlich, wie entspannt man da ein Basketballspiel ansehen kann, es wird kaum angefeuert, maximal wenn es eng wird, ab und zu gibt es höflichen Szenenapplaus, das wars. Die Zuschauer dort kommen nur wegen des Spiels und nicht wegen der Partyatmosphäre, ja man kann sich sogar während des Spiels mit seinem Nebenmann unterhalten. Für Puristen halt. 
Dabei ich sehe mich gar nicht als Puristen, ich habe ja gar nix gegen Musikbeschallung oder Werbespots in vernünftiger Lautstärke, gegen Danceteams oder Cheerleader (wenn man das Kinderturnen bei den Baskets so nennen mag), gegen Werbeaktionen, Pausenspielchen und sonstigen Firlefanz. Und geklatscht und angefeuert habe ich schon immer, aber das ist im Sitzen genauso möglich.
Aber primär gehts mir dann doch um den Sport, wenn ich in die Halle gehe. In den letzten Monaten habe ich aber mehr und mehr das Gefühl bekommen, dass man bei den Baskets mit oktroyierter Stimmung  ("raus aus den Sitzschalen") die sportliche Leistung übertünchen will oder die Spiele den Fans mehr als Partyevent zu verkaufen. Und manche Leute scheinen hauptsächlich in die Halle zu gehen, um mal wieder die Sau rauslassen zu können und Party zu machen, bzw. bei Niederlagen ihre Aggressionen freien Lauf zu lassen und ihre gute Kinderstube zu vergessen. Was da erwachsene Leute ( männlich, weiblich, 20, 30, 40, 50,...Jahre alt) bei missliebigen Schiri-Entscheidungen teilweise von sich geben, ist schon sehr peinlich. Aber das sind wohl die viel zitierten Emotionen. Da scheint alles erlaubt zu sein. Klar reg ich mich auch mal auf, aber das ist ein Moment und dann gehts schon wieder weiter.

Die Baskets sollten doch mehr versuchen die Leute wegen des spektakulären, rasanten, absoluten sehenswerten Sports Basketball in die Halle zu locken, nicht weil wir "die lautesten Fans" und die beste Stimmung in der " rot-weißen Turnhölle" haben. Das ist doch sowas von ausgelutscht, ich kann es nicht mehr hören. Der Heimvorteil vom letzten Jahr ist sowieso vergangen und ich weigere mich zu glauben, dass die Mannschaft ohne ein konstant stehendes, klatschpappenklatschendes, gegnerausbuhendes, schiriauspfeifendes Publikum nicht gewinnen kann.
Insgesamt aber denke ich sowieso, dass der Großteil der 3140 Leute wegen des Sports kommt, die Fanbasis sollte mittlerweile groß genug sein, so dass man den Zuschauern nicht  diesen übertriebenen Zirkus bieten muss.
Und ich weiß, dass es so einige Leute in der Halle gibt, die über etliche Punkte denken wie ich, vor allem was Lautstärke der Soundanlage und das konstante Stehen angeht.

In ein paar Wochen kommt sicherlich die Benachrichtigung wegen der Verlängerung der Dauerkarten und Stand heute weiß ich nicht ob ich es tun soll.
Dass es mal dazu kommt, hätte ich, als Fan der ersten Stunde, vor einem Jahr nicht gedacht.

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